Sattel & Steg
Sättel und Stegeinlagen (engl. andersrum - Nut and Saddle) mache ich aus Rinderknochen gekauft beim Metzger meines Vertrauens. Da weiss ich, dass die Knochen von natürlich aufgewachsenen Rindern von kleinen Höfen kommen und nicht aus Antibiotika gepimpten Grossbetrieben.
Warum mit dem Knochen anfangen? Ganz einfach. Wenn ich einen fertigen Rohling versemmel sind 5-9 Euro weg. Starte ich mit dem Knochen sind es nur ein paar Cent und ca. 20 Minuten Extraarbeit. Und außerdem gibt es noch eine leckere und gesunde Brühe (Tipp: Stark färbende Gewürze wie Kurkuma erst in die Brühe tun, wenn der Knochen raus ist. Ausser man mag farbige Sättel).
Die Knochen werden ausgekocht (s.u.), aber nicht gebleicht. Das im Knochen enthaltene Restfett reicht zum Schmieren der Seiten.
Gebleicht, ungebleicht, vintage bone?
Ziel des Auskochens ist erstmal organische Gewebe (Fleischreste, Knochenmark etc.) zu entfernen. Je gelblicher der Knochen, desto mehr Fett ist in ihm enthalten (vintage bone). Ein hoher Fettanteil schmiert zwar die Saiten, über die Jahre diffundiert aber das Fett in das Holz des Halses und kann Verfärbungen verursachen und den Lack lösen (wie war das beim Lackieren? Der Untergrund muss fettfrei sein.)
Ein gebleichter Sattel entsteht durch Bleichen (logisch). Hierbei werden durch den Zusatz von Bleichmittel in einem 2. Kochvorgang sämtlich noch vorhandenen organischen Materialien entfernt. In der Vergangenheit erfolgte dies mit 30% Wassterstoffperoxyd (mit einem Katalysator ist das auch ein Raketentreibstoff - Erfahrung mit dem Chemiebaukasten). Heute ist diese Konzentration nicht mehr für die Allgemeinheit erhältlich, da die Politik erkannt hat, dass man mit einem Raketentreibstoff ja auch Bomben bauen kann. Alternativ gehen Clorprodukte wie Dan Chlorix etc..
Aber Vorsicht! Es besteht die Gefahr von schweren Atemwegsverätzungen.
Das Ergebnis ist ein reinweißer Knochen frei von jeglichem Fett und anderen organischen Bestandteilen. Und deutlich spröder. Kennt man vielleicht noch aus dem Bio- oder Chemieunterricht. Knochen in Säure, organischen Material weg und knack - gebrochen.
Ich bevorzuge den Mittelweg. Lange kochen bis alles äußere organische Material weg ist. Poliert sieht so ein Knochen aus wie Elfenbein.
Der ausgekochte Knochen wird dann in passende Stücke (noch keine Rohlinge) gesägt und weggelegt.
Die Arbeitsschritte
Der Rohling
Ein passendes Stück Knochen wird erstmal grob zurecht gesägt und auf Fehler geprüft. Knochen ist ein Naturmaterial. Es können Blutgefäße drin sein (schwarze Punkte), Poren, Verfärbungen oder fettige Stellen. An diesem Punkt weiss man noch nicht genau, ob sich Weitermachen lohnt. Poren z.B. können nach dem Schleifen weg sein. Stücke die noch Fett enthalten, werden später einfach nochmal gekocht.
Als nächster Schritt werden mit Bandschleifer, Tellerschleifer (z.B. Scheppach) und Schleifbrett 2 Seiten plan und rechtwinklig zueinander geschliffen. Anschliessend wird der Rohling auf Dicke geschliffen. Ich benutze dazu Luthier's Friend. Meiner ist von Stewmac.
Das ganze dauert ca. 20 Minuten. Wie gesagt können immer noch Fehler vorhanden sein und das Ding ist für den Mülleimer. Bei einem gekauften Rohling kann das nicht passieren. Dafür kann man den später immer noch versauen.
Aus dem Rohling wird ein Sattel
Ich bringe Sättel grundsätzlich vor dem Kerben auf eine vorläufige Höhe.
Gitarre: Bundhöhe + Saitenabstand zum Bund + Saitendicke
Bass: Bundhöhe + Saitenabstand zum Bund + 3/4 Saitendicke
Das ergibt schonmal einen gerundeten Sattel. Acoustic und Electric Wegde von Stewmac erleichtert das Anzeichnen. Das Risiko schräger Kerben beim Feilen ist geringer, wenn man vorher die Höhe des Rohlings reduziert. außerdem geht das Feilen der Kerben schneller.
Zum Kerben verwende ich den StewMac Safe Slot Nut Guard. Aber nur den Neck Caul. Die passenden Lehren sind bei uns als Kolbenspiellehren im Handel und zwar preiswerter als aus USA.
Beim Feilen der Sattelkerben folge ich Dan Erlewine's Guitar Player Repair Guide.
Sättel und Stegeinlagen werden mit Micromesh bis 12000 fein geschliffen und ggf. noch poliert.
Ein paar Beispiele
Ein typischer Les Paul Sattel:
Stegeinlage (kompensiert) für eine Steelstring. Als Muster diente der verschlissene und zu kurze Tusk Steg
Das gleiche für eine Nylon String Classic Guitar (nicht kompensiert). Da diese Stegeinlage nur 2mm dick ist, kann man die beim Schleifen nicht mehr mit den Fingern halten. Also auf einen Aluwinkel als Halter geklebt.