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BaldMan's Mojo

Lion Foreign

Volker kontaktierte mich wg seiner alten Gitarre. Die hatte ewig um Koffer gelegen und sollte nun Junior als Einstieg dienen. Lion war in den 60ern eine Gitarrenmarke der hollandischen Firma Egmond, einem der größten Gitarrenhersteller Europas. Bis die japanischen Gitarren kamen.

Bestandsaufnahme

Zuerstmal - die Gitarre war komplett. Nur den Steg / die Brücke hatte Volkers Papa mal gebastelt. Das Problem mit diesen aufgeklemmten Stegen (mal abgesehen von dem Problem mit der Einstellung der Oktavreinheit) ist, dass sie gerne mal "verschwinden".

Bemerkenswert war der Nullbund. Normalerweise ist der so hoch wie die restlichen Bünde - hier war er höher.

Die Bünde brauchte etwas Pflege. Ein paar waren flach und einer hatte sich an einem Ende gelöst und stand gefährlich hoch. Später erfuhr ich, daß sie wg. des Hochstandes etwas runtergefeilt worden waren. Der Steg war zu ersetzen. Bei den Mechaniken fehlten einige der Hülsen und die elektrik musste neu gelötet werden.

 

Hals

Wunderbarerweise fertigt noch jemand die Hülsen für alte Gitarren und vertreibt sie bei Ebay. 6 neue bestellt und da die Bohrungen der Mechaniken sich im Laufe der Zeit geweitet hatten, habe ich sie eingeklebt. Worx.
 
Die Macken auf dem Nullbund wurden weggefeilt und der Bud neu verrundet. Bei den leichten Macken am 1. Bund reichte leichtes Nachfeilen mit der Verrundungsfeile.
 
Die Bünde 13 und 15 waren "etwas" schwieriger. Erstmal gezogen. Bei beiden war das Ende fast gerade. Die wurden wohl in der Produktion in den 60ern nicht korrekt vorgebogen und hielten nur durch die Klemmung im Schlitz. Und irgendwann gewann dann die Spannung im Metall gegen die Klemmwirkung des Holzes. Das Ende kam hoch.
 
Damit die Bünde wieder richtig hielten wurde der Bundfuss (engl. Tang) mit Stewmacs Fret Crimper bearbeitet. Damit wird der Tang gewellt und passt wieder sicher in den Bundschlitz. Natürlich wird das material dabei gestreckt und der Bund gerader. Also ab durch die Bundbiegemaschine und wieder den richtigen Radius biegen. Eingehämmert. Passt. Danach neu verrundet. Die Macke an der Seite vom 13. Bund wurde weggefeilt. Die Griffbrettbeschädigung mit einer Rasierklinge (die vom Glasschaber - die hat 'ne Schutzkante) als Ziehklinge beseitigt. Ob die Bundhöhe noch ausreicht, wird sich am Ende zeigen.
 
Weitere kleinere Macken wurden beseitigt, die Bundeenden entgratet, verrundet und poliert, sowie das Griffbrett gereinigt (Rasierklinge, Stahlwolle 0000 und Waschbenzin) und neu geölt. Anschliessend die Bünde poliert.
 

Elektrik

Zuerstmal die Buchse abgelötet. Die hin war. Dann die Plattte mit Schalter und Potis raus. Die sah schlimm aus. Aber nichts was man nicht reparieren konnte.
 
Die Pickups durchgemessen. Der Brückenpickup hatte keinen Durchgang. Also den Pickup auseinandergebaut um direkt an der Spule zu messen. Ebenfalls kein Durchgang.
 
Dann sollte der Bridgepickup an den Hals. Also eine neues Kabel angelötet. Dabei stellte sich heraus,, daß die Lötstellen korrodiert waren. Den nicht funktionierenden Pickup nachgelötet und, oh Wunder, er funktionierte.
 
Potis und Drehschalter waren ziemlich hin. Beim Schalter sollte wieder ein Drehschalter rein. Bauähnliche Schalter wie den eingebauten gibt es noch, aber meist als mit 5 oder mehr Schalterstellungen. Einen mit 3 Stellungen zu finden, war gar nicht so einfach. Es gibt tatsächlich nur noch einen solchen Schalter. Etwas kleiner, dünnere Lötfahnen und ein etwas kürzeres Gewinde. Aber wie heißt es im Film Highlander? "Es kann nur einen geben".
 
Angeschlossen wie den alten Schalter, Rest der Elektrik verlötet (neue Potis, neuer Kondensator) und dann sollten die Pickups und die Buchse dran. Aber wie den Mist beim Löten fixieren.  Ich habe dann einen passenden Holzklotz mit Bohrungen für Schalter- und Potiachsen angefertigt. Damit ging es recht komfortabel.
 
Ton kam auch raus, aber irendwie alles nicht so, wie geplant. Also nochmal alles abgelötet und den alten und dn neuen Schalter verglichen. Wie schalten die Mistdinger? Die Lösung: Beim neuen Schalter waren die Pins um einen nach rechts versetzt. Neu verlötet - diesmal passte es. Dann das ganze reingefummelt und verschraubt. Bei der Buchse musste noch etwas getrickst werden. Die alte war deutlich dicker als heutige Buchsen. Funktionstest - funzt.
 

Korpus und Brücke

Bei Gitarren mit massivem Korpus sitzt die Brücke im allgemeinen auf 2 Bolzen (Gibson Tun-o-matic etc.) oder ist festgeschraubt (Fender Hardtail). Bei einer Gitarre wie der Gibson 335 und ähnlichen sitzt die Brücke genau wie bei der lesPaul auf 2 Bolzen. Hierzu geht ein massiver Holzblock einmal durch den Korpus. Bei Gitarren mit hohlem Korpus, wie z.B. Jazzgitarren wie der Gibson ES-175,  geht das nicht. Die punktuelle Belastung würde die Decke eindrücken. Der Druck muss verteilt werden.
 
Hier kommt die sogenannte "Floating Bridge" zum Einsatz. Ursprünglich nur aus Holz, später mit Stegeinlage aus Knochen wie bei Westerngitarren oder einfach als Fuss mit einer "normalen" Brücke wie der Tun-o-matic oben drauf. Ein Nachteil ist, daß die Brücke nicht fest sitzt. Bei jedem Saitenwechsel (oder auch einfach so) verrutscht das Ding. Die Oktavreinheit ist im Eimer - man darf das Ding dauernd neu justieren.
 
Hier kommt der die pinned Bridge ins Spiel. In die Unterseite der Brücke werden 2 kleine Bohrungen eingebracht und in die Decke der Gitarre 2 kleine Pins. Die fassen in die Bohrungen der Brücke und das Ding kann nicht mehr verrutschen. Für die Pins kann man Nägel nehmen, kleine Dübel oder kleine Madenschrauben, wie bei der Gretsch White Falcon.. Ich entschied mich für die Lösung mit den Madenschrauben. Die kann man einfach in die Bohrungen schrauben und sie sitzen fest (ja - man kann Metallschrauben in Holz schrauben. Seht gut sogar).
 
Als Brücke wurde eine einfache Rollenbrücke besorgt. Ich verwende Rollenbrücken bei Vibratos sehr gerne, da dabei die Saiten nicht über die Saitenreiter der Brücke reiben.
 
Die Brücke musste an die Korpusform angepasst werden. Dazu wurde die Kontur abgenommen, eine Schablone angefertigt, die Kontur auf die Brücke übertragen und am Walzenschleifer herausgearbeitet. Passte. Noch das Ding feingeschliffen und mit Livos Arven Politur geölt. Sah super aus.
 
Beim Vibrato war eine Schraube schon ausgerissen. Das Sperrholz des Korpus war einfach etwas zu dünn für die Belastung. Deshalb wurden im Bereich der hinteren Schrauben (Zugbelastung) Verstärkungen unter geleimt.
 
Nachdem die Elektrik wieder drin (und getestet) kam, kam der letzte Akt. Saiten drauf Brücke positionieren und - Mist. Die Brücke war deutlich zu hoch. Also das Oberteil gegen eine normale Tun-o-matic getauscht. Das passte. Die Saitenreibung auf den Reitern war auch kein Problem, da das Vibrato nur sehr wenig Weg macht. Wirkich nur ein leichtes Vibrato und keine Heav-Metal Divebombs. Auch ein Bigsby Tremolo macht detlich mehr Weg.
 
Dann wurd das ganze gestimmt und eingestellt. Damit lag die endgültige Position der Brücke fest. Die Position der Brücke mit Klebeband markiert, Brücke raus und auseinandergebaut und mit dem 3 mm Bohrer die Lage der Bphrungen in der Decke markiert. Gebohrt, Madenschrauben eingedreht, und die Brücke wieder montiert. Passt und nichts verrutscht.
 

Fertig

Das Setup war ja schon während der Brückenmontage erfolgt. Noch in letzter Test und das war's
 
 
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