Höfner
Nach meinen Recherchen handelt es sich um ein Modell 173 aus den 70ern (Quelle: www.vintagehofner.co.uk)
Bestandsaufnahme
Der Sattel war hin. Die Saitenschlitze waren teilweise zu weit und die Saiten hatten sich in den Sattel eingegraben.
Die Bünde zeigten Spielspuren und waren an der Oberseite flach. Gleichwohl waren sie mit einer Höhe von 0.036" (Zoll) noch im grünen Bereich. Bei einer Höhe zwischen 0.030" - 0.023" gelten Bünde als verschlissen. Hier war abrichten angesagt. Allerdings nicht wie früher (einmal alles runterschleifen). Macken, die oft grob aussehen, sind meist nur hunderstel Millimeter tief. Da reicht meist wegfeilen und neu verrunden, ohne dass es klirrt oder der Spielkomfort leidet (ich richte selbst bei einer Neubundierung nicht mehr unbedingt komplett ab. Meist reicht entfernen der Hochstellen und neu verrunden aller Bünde). Bei den übrigen Bünden dürfte Glätten und neu verrunden ausreichen.
Das Pickguard sah schlimm aus. Die alten Pickguards bei europäischen Gitarren waren meist dünner als die bei US Gitarren. Fehlen Schrauben verbogen sich die Dinger im Laufe der Zeit. Insbesondere bei mehrlagigen Pickguards, wenn die verwendeten Kunststoffe unterschiedlich schrumpften (Verlust von Weichmachern etc.). Das bekommt man aber mit Wärme (Heissluftpistole) wieder weitgehend hin.
Die Pickupschalter britzelten beim Schalten (etwas DeoxIT löse das Problem). Gleiches beim Volume Poti.
Nach dem Zerlegen stellte sich heraus, dass der Hals geshimmt war. Allerdings mies. Mehrere Streifen und Stückchen dünnes Holz übereinander.
Im Body hatte jemand ein paar Holzstreifen eingeklebt. Der Sinn erschloss sich mir nicht. Außerdem war am Übergang zur Fräsung für die Potis Holz herausgebrochen worden. Unschön, unnötig und ärgerlich.
Im Bereich des Steckers war Papier aufgeklebt. Auch sinnfrei. Als isolierung der Steckerspitze ergab das keinen Sinn, weil keine Abschirmung vorhanden war. Und als "Puffer" war das auch sinnlos.
Durch das Pickguard war ein Loch gebohrt (für einen Schalter?) und später von der Unterseite mit Isolierband verschlossen.
Das Volume Poti war eindeutig hin. Ein Auge war mal angelötet worden (mit Lötfett!) und hielt nur noch durch das Fett.. Runtergetropftes Lötzinn hielt auch (glücklicherweise) durch das Fett an der Abschirmung.
Wie früher üblich erfolgte die Masseverbindung der Bauteile durch einen dünnen Draht. Masseverbindungen waren freifliegend ausgeführt. So war auch das Massekabel des Vibratos angeschlossen. Es hing nur noch an einem Draht der Litze. Bedingt durch die Schwingungen waren die anderen gebrochen (Ermüdung). Bei Berührung brach dann auch der letzte Draht.
Hals und Sattel
Wo der Hals schon raus war, wurde zuerstmal die Halsstabmutter geölt. Senkrecht eingespannt und über Nach stehen gelassen, damit das Öl ins Gewinde einsickern konnte.
Zuerst wurde das Griffbrett gereinigt und mit
Livos Arven Politur geölt. Warum zuerst? In ein frisch geöltes Griffbrett geht der Dreck, wie z.B. Feilspäne vom Bearbeiten der Bünde, nicht so rein. Und muss man später das Griffbrett abkleben, haftet das Klebeband nicht so. Macht man des nicht, bleiben beim Abziehen des Klebebandes immer Holzfasern dran hängen.
Danach kamen die Bünde dran. Meine Erfahrung ist, daß man nicht "weil man es immer schon so gemacht hat" alle Bünde abschleifen muss. Meist sind selbst grob aussehende Spielspuren nur im hunderstel Millimeterbereich. Trotzdem stört's und versaut den Ton. Ich probiere es immer erstmal damit, die Einzelbünde mit einer feinen Schlüsselfeile zu bearbeiten. Funktioniert es nicht, kann man immer noch "die grobe Kelle" rausholen.
Erstmal alle Bünde mit einem schwarzen Edding markiert und mit der feinen Schlüsselfeile rüber bis keine scharze Farbe mehr zu sehen ist. Dann wurde mit dem
Fret Rocker geprüft. Mit dem Fret Rocker prüft man immer über 3 Bünde. Kippelt es, ist der Bund in der Mitte zu hoch. Da waren ein paar Hochstände. die wurden beseitigt.
Der nächste Schritt ist wieder markieren und die Bünde verrunden. Ich benutze dazu am liebsten eine chinesische diamantbeschichtete Baroque Fret Crowning File. Die ist supergut (und auch noch günstig). Danach die Bundenden mit Micromesh poliert, das Griffbrett abgeklebt, die Bünde mit 800er und 1000er Schleifpapier geschliffen und mit dem Dremel poliert.
Klebeband runter (Tipp für Selbermacher: Immer zum Griffbrett hin abziehen. Andersrum kann der Lack von der Griffbrettkante dran hängenbleiben. Vor allem bei älteren Gitarren) und nochmal eingeölt. Das wars.
Als nächste kam der Sattel. Knochen gesägt, 2 Saiten plan und rechtwinklig zueinander geschliffen und dann durch den Dickenschleifer. Auf dem Schleifbrett kam dann die Feinarbeit. Ich mache Sattelenden immer so, dass sie der Halskontour folgen.
Dann die Saitenkerben gefeilt (das war der flachste Winkel, den ich bisher hatte). Ich benutze für das Anzeichnen
Stewmacs String Spacing Rule. Teilt man einfach die Breite des Sattels durch 6 bekommt man zwar einen gleichmäßigen Abstand der Saitenmitte, aber aufgrund der unterschiedlichen Saiten sieht es nicht gleichmäßig aus und fühlt sich auch nicht so an. Das Lineal berücksichtigt das. Bei guten klassischen GitaGitarre bezieht man sich nicht auf die Saitenmitte, sondern auf den Saitenabstand.
Zum Feilen der Saitenschlitze benutz ich Feilen von Uo-Chikyu und
Stewmac's Safe Slot Nur Guard. Der erspart beim Feilen gegen Fühlerlehren das Festhalten der Lehren.
Dann den Sattel in Form gefeilt, geschliffen und poliert und eingebaut.
Body
Die Holzstücke wurden vorsichtig entfernt. Die hätte eh beim Abschirmen gestört. Sie erfüllten auch wirklich keinen Zweck. Die rausgebrochene Stelle beleidigt mein nicht vorhandenen Sinn für Ästhetik. Also mal kurz mit dem Anlauffräser rüber und den Mist bereinigt. Hier liess sich anschliessend auch wunderbar das Kabel für die Masseverbindung der Abschirmung anschrauben. Danach zweimal mit
Rockinger Ground control Abschirmfarbe gestrichen und fertig.
Pickguard und Elektrik
Erstmal die Bauteile beschriftet, damit nachher wieder alles am richtigen Platz ist, und dann das ganze demontiert. Die alte Abschirmfolie hielt eher durch gottes willen als durch Kleber. Der hatte sich im Laufe der Jahrzehnter verabschiedet. Danach wurde erstmal der Riss von unten geklebt.
Dann ging es ans Richten des Pickguards. Warm machen, pressen (zum Teil extra Pressstück angefertigt) oder freihand biegen. Letzteres ist ziemlich ätzend, da das Zeug heiß ist, man aber mit handschuehen nicht genug Gefühl hat. Und zwischendurch immer weider abkühlen lassen. Am Ende war es fast gerade. Nebeneffekt: Rillen auf der Oberseite. Logisch - die war ja stärker geschrumpft und musste sie beim Biegen auseinanderziehen. Also fein schleifen und polieren. Beim Polieren bekam leider die Beschriftung etwas ab. Aber das war nicht zu vermeiden.
Im Anschluss mussten noch alle Pickupöffnungen nachgearbeitet werden. Das hatte ich schon beim Zerlegen gemerkt. Durch das Schrumpfen des Pickguards waren die zu klein geworden. Am Ende wurde das Pickguard noch abgeschirmt. Ich habe mal im Netz nach Pickguards für eine 173 geschaut. Kaum was auf dem Markt und wenn in deutlich schlechterem Zustand, als das gerichtete.
Elektrik. Zuerstman neue Potis und eine neue Buchse rein. Die alte Buchse wäre zwar vom den Kontakten noch gegangen, aber der Stecker berührte mit der Spitze den Poti (deshalb das eingeklebe Papier) und das hätte durch die Abschirmung einen Kurzschluss gegeben.. Mit der neuen Buchse passiert das nicht.
Dann die Pickups rein. Die Schalterplatte hatte sich mit dem Pickguard verbogen und wurde wieder gerade gebogen. Danach wurde die Elektrik gelötet. Da sich mittlerweile noch ein paar Löstellen gelöst hatten, wurden erstmal alle Lötstellen und die daran angeschlossenen Verbindungsdrähte geprüft. Früher wurden oft isolierte Drähte statt Litze benutzt. Aber Potis und Buchsen neigen zur Bewegung. Dann bricht irgendwann entweder der Draht oder die Lötzunge vom Bauteil ab.
Resultat: Bis auf die Massebrücke an den Schaltern musste komplett neu verkabelt werden. Die Pickupkabel waren an den Löstellen beschädigt. Sie wurden etwas gekürzt und neu angelötet. Und die Elektrik wurde aufgeräumt. Die Masseverbindungen liefen freischwebend in einem Lötklumpen zusammen, der Kondensator des Halstonpotis war an die Lötöse des Volumepotis gelötet, das wiederum mit einem blanken dünnen Schaltdraht völlig unisoliert an die Ausgangsbuchse angeschlossen war. Die Masseverbindung der Potigehäuse erfolgte ausschliesslich über die Abschirmfolie, dia ber korrodiert war.
Fertig (dachte). Funktionierte. Aber beim Einbau stellte sich heraus, dass der kürzeste Weg zwischen 2 Punkten zwar eine Gerade ist, aber das ganze nicht hinhaut, wenn Holz vom Body im Weg ist. Also die Verbindung von den Schaltern zu den Potis nochmal gemacht.
Um das blöde Loch zu verschließen wurde ein Stück Kunststoff poliert und mit dem Zapfenschneider eine passende Scheibe (6 mm) geschnitten. Von der Rückseite wurde die mit Kunststoffsekundenkleber fixiert. Besser als das Isolierband. Da sammelte sich nur Dreck im Loch.
Zusammenbau und Setup
Erstmal eine neue Scheibe (engl. Shim) für den Hals gemacht. Ein passendes Hartholzbrettchen wurde auf dei Dicke der alten Shim geschliffen, eine Schablone angefertigt, auf das Brettchen übertragen und dann das Brettchen am Bandschleifer in Keilform gebracht. Danach die Form rausgearbeitet und die Bohrungen angebracht. Passte.
Der Rest verlief unspektakulär. Zusammengebaut, Halskrümmung und Saitenhöhe kontrolliert (passte auf Anhieb) und die Oktavreinheit eingestellt. Fertig.