88er Paul Reed Smith
Im Gespräch mit Ralf stellte sich ausser der Neubundierung auch noch heraus, dass er mit den Pickups nicht ganz glücklich war. Ich empfohl ihm Warman Pickups aus England. Supergut und günstig. 2 Tage später habe ich dann noch welche bestellt.
Bestandsaufnahme
Hauptpunkt ware die Bünde. Sie waren runter,. Der Sattel war alt, der Kunststoff schon etwas weisslich , er war etwas zu schmal und die Saitenschlitze eher Canyons.
Das Griffbrett war ziemlich trocken.
Kunstoffsättel altern. Das kennt man z.B. auch von Kunstoffteilen am Auto. Sie werden weisslich und ändern ihre Festigkeit, da im Luafe der Zeit die Weichmacher ausdunsten. Harte billige Sättel werden nur spröde. Bessere (synthetisches Material - hört sich besser an als Kunststoff oder Plastik), wie z.B. Black Tusq werden an der Oberfläche unansehnlich und verliegen auch ihre Eigenschaften durch das Altern.
Ralf sagte mir ein Gitarrenbauer hätte das Tremolo mit einem Holz tot gelegt. Das war so aber nicht. Das Tremolo stand ziemlich hoch in der Luft. Eigentlich muss es wie bei einer Strat aufliegen und damit es nicht nach hinten kippt, war ein Stück Holz unterhalb der Federn angeklebt, das so montiert zum totlegen so geeignet ist, wie ein Backstein zum Fliegen.
Später stellte sich heraus, daß die Pickuprahmen zu hoch waren und deshalt einfach das Tremolo hochgedreht wurde, statt die Ursache zu bereinigen. Pfuscher.
Der Hals
Zuerstmal 2 Bünde gezogen, Dicke des Bundschlitzes bestimmen und dann Bunddraht bestellen (irgendwann werde ich wohl mal alle Sorten haben
).
Anschliessend die Bünde gezogen. Das war etwas schwieriger, da PRS die Bünde nicht nur einpresst, sondern zusätzlich einklebt. Bei dieser Methode, die meines Wissens nicht sehr verbreitet ist, ist zwar gewährleistet, dass kein Bundstäbchen so leicht hoch kommt, aber eine Neubundierung wird erschwert, da man die Bünde um den Kleber zu lösen sehr sorgfältig mit einem Lötkolben stark erhitzen und dann zügig ziehen muss (und man sollte die Inlays nicht anschmelzen).
Ausserdem kann man die Bundschlitze nicht einfach reinigen. Man muss jeden Schlitz nachsägen um den Kleber raus zu bekommen.
Der Sattel
Der Sattelsitz hat mich ehrlich gesagt etwas von den Socken gehauen. Der Sattelsitz war lackiert und der Sattel war mit viel Kleber auf dem Lack und am Griffbrett festgeklebt.
Pickups/Elektrik
Zuerstmal habe ich gestaunt. Beim Halspickup waren 3 Federn. Die einzig heile klebte am Humbucker. Die beiden an den Schrauben waren gekürzt und hatten dadurch ein offenes Ende. Ist das Ende offen kann sich die Feder bei Einstellarbeiten von der Schraube wickeln und wird wirkungslos. Das war hier passiert.
Unter den Humbuckern war (alter) Schaumstoff. Manche machen dass, damit der Humbucker nicht kippeln kann (bei den richtigen Federn richtet sich ein Humbucker aber immer parallel zur Oberkante des Einbaurahmens aus). Schaumstoff altert und verliert seine Elastizität. Übrig bleibt ein Haufen klebriger Krümel. Außerdem hakelte der Halspickup beim rausnehmen. Eigentlich muss er frei beweglich sein. Sonst lässt es sich nicht einstellen.
Der echte Schock kam als ich das E-Fach aufmachte. Alle Masseverbindungen ware nicht sauber auf der Potirückseite verlötet, sondern freifliegend mit viel Lötzinn zusammengebraten. Das Massekabel der Federklemme hatte wohl Kontakt mit einem Lötkolben und die Adern lagen blank. Das hätte jederzeit einen Kurzschluss geben können. Und das Kabel der Buchse war so knapp, dass man sie nicht mal ganz raus ziehen konnte. Irgendwie hatte ich bei einem so teuren Instrument mehr erwartet.
Hier waren also nicht nur die Pickups zu tauschen. Der Mist musste ordentlich verkabelt werden.
Das Hakeln beim Halspickup stellte sich als grobmotirisch ausgeführte Pickupöffnung heraus. Das Ding war einfach zu eng. Also mit dem Dremel, biegsamen Welle und einem kleinen Walzenschleifer nachbearbeitet.
Die Humbuckerrahmen wurden runtergeschliffen, so dass das Tremolo korrekt eingebaut werden konnte. Bei den Rahmen war ich skeptisch, da sie eher für eine Les Paul waren und der Winkel vor allem am Halspickup nicht stimmt. Dabei mache ich erstmal grundsätzlich nichts, sondern lasse den Kunden probieren. Vielleicht mag er ja gerade den Sound. Ralf war win Wochenende später nochmal da und ich habe den Winkel des Rahmens vom Halspickup korrigiert. Jetzt steht er parallel zu den Saiten. Der Unterschied im Sound war signifikant. Der gegenüber dem Bridgepickup zu leise Halspickup war jetzt genauso laut wie der Bridgepickup und deutlich prägnanter. Zeitaufwand für diese Veränderung - 10 Minuten (Ausbau - Rahmen schleifen - Einbauen).
Ein Pickuptausch bei einer PRS mit 5-stufigem Drehschalter ist nicht ganz trivial. Einfach anlöten ist nicht. Die Schaltung ist wie folgt:
-
- Humbucking bridge pickup alleine
- Äussere Spulen beider Pickups parallel ( PRS nennt es aeinen tiefen klaren Sound)
- Innere Spulen parallel (PRS beschreibt den Sound als warme Version des klassischen in-between zwischen Brücken- und Mittel Pickup)
- Innere Spulen seriell (PRS beschreibt den Sound als als crispe Version zwischen Brücken- und Mittel Pickup)
- Hals Pickup
Die PRS Pickups:

Neck- und Bridge Pickup haben vertausche Polaritäten.. Und da liegt das Problem beim Tausch. Ein gematchtes Paar Pickups hat die Südpolspule innen und die Nordpolspule aussen (PRS Humbucker sind von der Polarität her identisch). Bei Schaltung 4) würde das zu einem Auslöschen von Frequenzen (Out-of-Phase) führen. Jetzt kann man entweder den Pickup auf dem Kopf einbauen (was bei einem Pickup mit Schriftzug blöd aussieht) oder man schraubt einen Humbucker auf und dreht den Magneten. Sind in beiden Spulen Schrauben, sollte man die mit tauschen, da sie meist schon vormagnetisiert sind.
Fertig
Nachtrag
Als die Gitarre abgeholt wurde, war alles ok. Ich hatte sie wie gesagt nach Werksangaben eingestellt. 10 Tage später meldete sich Ralf. Die Gitarre würde überall scheppern und die Bünde hochstehen. Er hätte es mit dem Fret Rocker geprüft. Das war mir zunächst ein Rätsel. Beim Fret Rocker handelt es sich um ein fünfseitiges Lineal das man jeweils über 3 Bünde legt. Kippelt es ist der mittlere Bund zu hoch. Das es bei nebeneinander liegenden Bünden kippelt ist eigentlich ausgeschlossen.
Der Fret Rocker:
Ralf brachte die Gitarre vorbei und ich schaute es mir an.Es gab ein paar minimale Hochstände, die bei Abholung der Gitarre nicht vorhanden waren.
Was war passiert? Holz arbeitet. Ich musste die PRS aufgrund des eingeleimten Halses mit dem Hammer bundieren statt mit der Presse. Dabei kann es passieren, dass das Holz etwas komprimiert wird. Und das kann sich bei anderer Temperatur/Luftfeuchtig als in der Werkstatt wieder ausdehnen. Wie gesagt - Holz arbeitet.Die Hochstände waren schnell beseitigt. Sie waren und einem 10tel Millimeter.
Aber dass war nicht der eigentliche Grund. Er hatte die Saitenlage stark runter gedreht (1,4 oder 1,2mm). Das ist superflach. Wenn man die Saitenlage so stark runter dreht, muss man immer mit Scheppern rechnen. Normalerweise ist das kein Problem solange das Scheppern über den Amp nicht zu hören ist und der Ton nicht abstirbt. Aber woher kam das Scheppern. Dazu muss man sich einen Hals genauer anschauen:
Die rote Linie ist der "normale" Halsverlauf mit Relief (Durchhang). Es liegt auf der Hand, dass die Saiten bei sehr flacher Saitenlage im Bereich des Heels scheppern müssen. Also habe ich den Hals kerzengerade eingestellt und das Scheppern war weg. Das Relief dient dazu, dass die Saite mehr Platz zum Schwingen hat, d.h. gerader Hals + starker Anschlag = Scheppern.
Nichts schepperte als die Gitarre abgeholt wurde.
10 Tage später eine Nachricht "es scheppert wieder". Aber er wollte die Gitarre jetzt woanders hinbringen. Nach der Reparatur, die jetzt wohl erfolgreich ware, teilte er mir freundlicherweise mit, wo er sie hin gebracht hatte. Ich telefonierte mit der Gitarrenbauerin (man lernt ja immer wieder gerne dazu), die das gemacht hatte. Es gab wieder ein paar kleine Hochstände (Holz arbeitet

). Also nochmal komplett rüber und einen Fallaway angearbeitet.
Fazit
Hätte ich von Anfang an gewusst, wie niedrig er die Saiten einstellen will, hätte ich von vornherein einen Fallaway angearbeitet.
Bei einem Fallaway richtet man die Bünde im Bereich des Halsfusse (Heel) tiefer ab, als auf dem Rest der Gitarre. Dadurch setzen sie nicht so leicht auf. Es gibt aber viele Gitarristen, die das nicht mögen. Im "Normalfall" ist das auch nicht notwendig.