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BaldMan's Mojo

Harley Benton Pro Series

Tolle Gitarre, aber jemand hatte beim Einbau die DiMarzio Pickups vertauscht. Das sah man deutlich am String Spacing.

Bestandsaufnahme

Die Gitarre hatte ein Pickguard wie eine normale Strat. Aber die Pickups hingen nicht am Pickguard, sondern waren in den Korpus eingeschraubt. Höheneinstellung über kleine Bohrungen mit einem kleinen Schraubenzieher neben den Pickups. Klaus sagte , das Pickguard sei wohl festgeklebt.

Was mich stutzig stimmte, war, daß die Gitarren ein E-Fach von der Rückseite hatte.

Also erstmal vorsichtig zerlegen.

Technisch gesehen verkorkst. Die Gitarre hat eigentlich kein Pickguard. Deshalb die Befestigung der Pickups mit Holzschrauben.

Das Pickguard war nicht verklebt. Weil die Gitarre eine Decke hat, gingen Potis und Schalter durch Decke und Pickguard. Also alles losgeschraubt. Und da natürlich die Pickups nicht am Pickguard hingen, ging das auch nicht einfach raus, da am Hals (das Pickguard sitzt wie bei einer "normalen" Strat unter dem Griffbrett) der Pickup im Weg war. Also musste der Hals los.

Die Schrauben der Pickups waren ganz ordinäre Spax 3x30. Das kann nicht gescheit funktionieren. Spax haben einen Pozidrivkreuzschlitz, damit sie mit der Maschine beim Einschrauben mehr Kontakt haben und eine größere Kraft übertragen können. Das ist ein Doppelkreuz. Dadurch fehlen die Ecken innen am Kreuz. Ein Kreuzschlitzschraubenzieher hat einen Philippskopf (wie die Schrauben vom Pickguard). Der fasst in spax selbst bei passender Größe nicht richtig. Und ein zu kleiner, der durch die Bohrung vom Pickguard geht (wo eigentlich eine 3mm Schraube durch kommt, fasst erst recht nicht.

Und wie gedacht - Gewinde in den Pickups ausgebohrt. Die kann man also nie irgendwo anders "normal" verbauen. Auch eine korrekte Montage der Pickups am Pickguard war so ausgeschlossen.

Statt Federn für die Pickups waren irgenwelche Kunstoffschaumstückchen verbaut. Am Hals sogar 2 übereinander. Das geht (bei Rockinger z.B. gibt es Blöcke für sowas), ist aber ziemlich suboptimal und nur in der Fertigung von Vorteil (rein Pickup drauf und kein rumgefummel). Aber selbst Fender macht das nicht mehr. Das Zeug altert. Un irgendwann hat man Brösel statt Federwirkung.

Die Pickupfräsungen waren (nicht sehr sauber) nachgearbeitet. Wahrscheinlich waren die DiMarzio etwas größer als die ursprünglich verbauten.

Dadurch dass die Potis durch Decke und Pickguard passen mussten, waren keine Unterlegscheiben verbaut und die Potiknöpfe kratzten auf dem Pickguard. Pusch halt. Aber davon kam im Lauf der Reparatur noch mehr.

Reparatur

Erstmal 3x30 Holzschrauben mit Inbuskopf bestellt. Gar nicht so einfach zu bekommen. Das müsste gehen.

Das Umlöten war relativ unkompliziert. Natürlich war mal wieder die Abschirmung der Pickupkabel unisoliert gegen Masse gelötet. Heisst im Klartext, daß einige Zentimeter Masseleitung unisoliert frei in der Gegend rumhingen. Löst sich ein Poti und fängt an sich zu drehen, ist der Kurzschluss vorprogrammiert. Erstmal ordenlich isoliert und dann nach dem Tausch der Pickups neu verlötet.

Klasse war auch der Anschluss der Masseleitungen am Volume Poti. Beim Einbau der neuen Pickups und des Coil Splitting Schalters war so kurz abisoliert, das Kunststoff in der Löstelle war. Und immer eins auf's andere gelötet. Ziemlicher Pfusch. Natürlich wurden die Kabel am Coilswitch durch das Lötauge gelötet, statt einfach dran. Warum haben die Dinger wohl eine Bohrung? Damit man es dran lötet?

An den Stellen für die Potis wurde mit einem Forstnerbohrer 3 mm weggenommen. Dadurch passte die Gewindelänge der Potis wieder und sie konnten ordentlich mit Scheiben verbaut werden. Beim Einbau des Schalter für das Coilsplitting stellte ich fest, dass er schief sass. Warum? Hier war zwar Material weg genommen worden (Forstnerbohrer), aber so beschisssen, dass der Schalter auf der Kante sass. Kurzes Nacharbeiten mit dem Stechbeitel löste das Problem.

Anschliessend wurde die Abschirmung ausgebessert.

Soweit zur Elektrik. Mittlerweile waren auch die Holzschrauben mit Inbuskopf da. Sicherheitshalber nochmal gemessen. Glücklicherweise. Der nächste Pfusch:

  44 mm Gitarrendicke
- 18 mm Frästiefe
= 26 mm Material

D.h. eine 30 mm Schraube wäre bei vollem Eindrehen durchgehauen. Also die neuen Schrauben erstmal 10 mm gekürzt und die ziemlich engen Bohrungen mit der Hand nachgebohrt. Das funktionierte prima.

Zusammengebaut und eigntlich fertig - Auftrag erfüllt. Aber happy war ich nicht. Der Pfuscher von einem "Gitarrenbauer" hatte geschlampt. Der Brückenpickup sass neben den Saiten.

Klaus sagte "Machen" - also gemacht.

Zuerstmal kommt die Analyse. Auch beim Halspickup passte es nicht ganz. Ursache war die Einbaulage des Halses. Der stand leicht schief nach rechts. Schon beim Anheben des Halses um das Pickguard auszubauen war aufgefallen, dass der verdammt stramm in der Halstasche sass. Viel zu stramm. Normalerweise ist da immer etwas Spiel um ihn ausrichten zu können. Also vorsichtig ausgebaut. War nicht ganz easy. Die Decke sollte ja nicht splittern.

Okay - da war schon in der Produktion ein Problem aufgetreten. Die linke Seite war nachgefräst. Und die Rechte Seite war nicht winklig. Dadurch wurde Halstasche nach oben enger. Rechts wurde es winklig gefeilt und am unteren Ende etwas mehr Luft gegeben.

Links hatte die Nacharbeitung nicht ausgereicht. Also auch hier nachgefeilt. Die Bohrungen der Schrauben ware zu eng. Die schnitten im Korpus. Etwas Spiel muss auch hier sein. Korrigiert. Danach liess sich der Hals ausrichten und am Halspickup passte es.

Brücke war easy. Bohrungen verdübelt, Pickupfräsung erweitert, Pickup ausgerichtet, neu gebohrt und eingeschraubt.

Danach das ganze wieder zusammengebaut. Das war's.

 

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