Hopf Steelstring
Kerstin hatte ich mal kennengelernt, als ich 2 alte Gitarren von ihr bekam. Sie kam wegen ihrer Westerngitarre auf mich zu.
Bestandsaufnahme
Am Sattel fehlte eine Ecke und die Stegeinlage hatte Kerben. Beides musste neu- Beim Ausbau stellte sich dann heraus, daß sowohl der Sattel als auch die Stegeinlage durchgebrochen waren.
Außerdem hatte die Gitarre einen Lackschaden auf der Decke. Der überstieg aber meine Möglichkeiten/Erfahrungen und ich verwiess sie an Florian Hainz (Burga Guitars). Sowas sollte bei einer so schönen Gitarre so unsichtbar wie möglich repariert werden.
Sie Saitenlage war etwas zu hoch und sollte mit korrigiert werden.
Der Sattel
Das war der komplizierteste Sattel, den ich bisher gemacht hatte. Die Unterseite verlief nicht wie sonst meist üblich rechtwinklig zur Seite am Griffbrett, sondern folgte dem Winkel des Kopfes. Ca. 70 Grad. Wie schleift man sowas? Da musste ich erstmal eine Weile drüber nachdenken.
Ich habe dann den Winkel abgenommen und aus einem Stück Hartholz an der Bandsäge einen passenden Unterlegklotz gefertig. Das funktionierte. Fast mit dem Rohling fertig, habe ich ihn dann vergeigt. Etwas zuviel an der Seite weg genommen und das Ding war einen hauch zu kurz. Also ab in die Vorratskiste und nochmal von vorn. Diesmal lief alles wie geplant.
Stegeinlage
Beim Sattel hatte ich schon ein größeres Stück Knochen genommen, um auch die Stegeinlage aus demselben Stück zu fertigen, damit die Farbe gleich ist.
Streifen abgesägt, eine Seite plan geschliffen, das ganze auf Dicke geschliffen und den Rest auf dem Schleifbrett. Da ist bei so dünnen Sachen immer die Frage, was zuerst passiert. Passt die Stegeinlage oder schleife ich mir die Fingerkuppen durch? Hier gewann ich. Die Einlage passte und meine Flossen blieben heil.
Anschliessend wurde sie Oberkante der Stegeinlage angezeichnet. Nachmessen hatte ergeben, daß 0,6mm tiefer das Maximum des Möglichen war. Dann die Oberseite gefeilt und das Ding poliert und eingebaut. Dass sollte es gewesen sein (dachte ich).
Setup und Problem
Saiten drauf, gestimmt und die Saiten mit dem Stringstretcha gedehnt. Super Tool - zum ersten mal in einem Video von Eddi van Halens Guitar Guitar Tec Tom Weber gesehen. Das Dehnen bewirkt auf den umsponnenen Saiten einen Unterschied 1 1/2 bis 2 Tönen. Auf den blanken Saiter weniger. Nachgestimmt und die Saitenlage geprüft. Immer noch zu hoch. Zwar hatte die tiefe E-Saite am 12. Bund 0.009" (Inch), was dem Soll entspricht, aber die hohe e-Saite hatte 0.007". 0.006" ist die Vorgabe. Und mit der flacheren Stegeinlage hätte es niedriger sein müssen.
Was war die Ursache?
Die Halskrümmung. Am 8. Bund soll eine Westerngitarre 0.002" bis max. 0.007" haben. Die hatte 0.01".
Deutlich zuviel.Also Halsstab nachstellen. Nur der rührte sich nicht. Aber lösen konnte ich ihn. Der Grund war einfach, dass die Mutter am Ende des Gewindes war und das Holz komprimiert hatte. Das passiert öfter. Um das Problem zu lösen, kommt eine dicke Unterlegscheibe unter die Mutter. Bloss gibt es die nur in den USA fertig. Also (mal wieder) anfertigen.
Da ich keine (noch) Drehbank habe, fertige ich die Dinger aus Abstandhaltern (dicke Unterlegscheiben) aus Edelstahl an. Abdrehen in der Bohrmaschine und dann passend zum Gewinde des Halsstabes aufbohren. Das funktionierte auch hier. Scheibe drauf, Halsstabmutter wieder drauf und eingestellt. Halskrümmung passte, Saitenlage jetzt auch. Das war's.