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BaldMan's Mojo

63er Fender Jazzmaster

Gerhard schrieb mich an, ob ich den Hals seiner Jazzmaster abrichten könnte. Das war natürlich kein Problem (dachte ich).

Gerhard brachte mir die Gitarre vorbei und ich ging zügig ans Werk. Abrichten sollte ja kein Problem sein (dachte ich) und den Lackabplatzer am Hals auszubessern auch nicht. Der Sattel war auch hin - die Kerbe für die b-Saite war deutlich zu tief. Aber die bösen Überraschungen kamenspäter.

Die Gitarre war eindeutig schon ziemlich alt. Das Baujahr war aber nicht erkennbar, da der Korpus mehrfach überlackiert wurde.

Die Jazzmaster hat wie auch ältere Strats schmalere und niedrige Bünde (0,05") als heutige Gitarren. Die Bünde hatten eine durchschnittle Höhe von 0,032" (0,8mm). Grenzwertig, aber es sollte noch gehen. Genau weiss man das aber erst nach dem Abrichten, da man die Tiefe der Macken schlecht messen kann.

Und hier kam die erste böse Überraschung. Nach dem Abrichten war die Höhe zwischen 0,026" (0,66mm) und 0.019" (0,48mm). Deutlich zu tief. Da greift keine Verrundungsfeile mehr und selbst wenn man es klassich mit der Dreikantfeile verrundet, ist es zu niedrig zu spielen. Also Neubundierung.

Beim Abziehen des Kreppbandes bieb auch noch Lack dran hängen.

Bünde ziehen und neu bundieren- das nächste Problem

Bund mit dem Lötkolben erhitzt (weitet den Schlitz etwas und macht das Holz elastischer) und das erste Bundstäbchen gezogen. Und das sass echt fest. Ein paar Chips kamen aus den Holz. Ärgerlich, aber normal. Auch die nächsten gingen atypisch schwer. Dann ein großen Chip. Mist.

Was war die Ursache? Im Laufe der Jahre war das Griffbrett trotz Pflege knochentrocken geworden. Das Holz splittert sehr leicht. Also das Griffbrett mit Wasser eingesprüht, kurz gewartet und wieder abgewischt.

Dann immer um ein Bundstäbchen herum Wasser aufgesprüht, den Bund erhitzt bis das Wasser Dampf bildete, abgewischt und wieder erhitzt. Man sieht, wie das restliche Wasser aus dem Holz kommt und trocknet. Danach ließen sich die Bünde ohne weitere Ausrisse problemlos ziehen.

Anschliessend habe ich den Hals 2 Tage ruhen lassen, damit er wirklich trocken ist, geschliffen und neu bundiert.  Mein erster Jazzmasterhals. Und das war eine Herausfordrung.

Ein "normales" Binding ist gerade. d.h. Bünde auf Länge bringen, Steg ausklinken und rein. Man kann die Enden entweder vorher verrunden oder hinterher. Bei der Jazzmaster ist das Binding verrundet. Der Bund endet an der Trennfuge Griffbrett/Binding. Die Bünde müssen also auf 1/10 Millimeter genau sein. Da steigt der Ausschuß.

Das Verrunden der Enden ist auch nicht so einfach, da das Binding der Feile im Weg sitzt. Hat aber geklappt.

Der Lack

Abplatzender Lack ist mir bei Fender Hälsen schon öfter über den Weg gelaufen. Fender hat meines Wissens früher Polyesterlack (sehr hart) und später 2K-Lack lackiert. Diese Lacke waren aus der Autoindustrie. Im Gegensatz zu Holz schrumpft Blech aber nicht. Und das ist das Problem bei Hälsen mit Palisandergriffbrett. Der Leim zwischen Griffbrett und Hals ist wasserlöslich und damit auch dampfdurchlässig. Der Hals verändert also laufend sehr geringfügig das Volumen. Und irgendwann löst sich der Lack. Man erkennt es daran, dass der Lack leicht milchig wird. Bei Hälsen ohne Binding fängt das an der Kante an (siehe hier). An der Kopfplatte tritt der Fehler nicht auf, da diese komplett von Lack eingeschlossen ist.

Ich habe den losen Lack um die Abplatzer mit den Skalpell entfernt und die Kanten mit dünnflüssigem Sekundenkleber stabilisiert. Anschliessend etliche Schichten Klarlack, beigeschliffen und poliert.

Der Sattel

Bei einer Neubundierung muss (fast) immer der Sattel neu. Also kam ein Knochensattel rein (was sonst?).

Fertig

Ich hatte die Gitarre ohne Saiten bekommen. Wären Saiten drauf gewesen, hätte ich gleich eine Neubundierung empfohlen. Die Saiten liegen bei der Jazzmaster relativ dicht an der Kante des Griffbretts. So flach, wie die Bünde am Ende verrundet waren (das habe ich vorher noch nie gesehen) lagen die E/e-Saite direkt an der Verrundung.  Aber jetzt passt alles.

 
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