Fender Partscaster
Von Christian bekam ich eine Partscaster zum aufbauen. Der "uralte" Fender Body war wahrscheinlich ein Body aus japanischer Fertigung. Dafür sprach der Abstand der Bohrungen für die Tremoloschrauben. Metrisch wie bei Mexiko und nicht Inch wie bei USA. Die aufgestempelte Seriennummer im Body führte zu nichts. Passte entweder für Korea (dafür war der Body zu alt) oder zu USA (dafür passten die Bohrungen des Tremolos nicht).
Der Hals war wahrscheinlich kein Fender. Das Logo war ein Nassschiebebild und der Kopf schonmal überlackiert. Im Lack war sogar ein Fingerabdruck. Pickups ware David Barfuss FAT.
Und es sollte ein ABM 5005 Tremolo rein.
Bestandsaufnahme
Hals
Die Bünde waren ok und brauchten nur etwas Kosmetik. Der Sattel war fertig und musste erneuert werden. Die Bohrungen im Halsfuss waren ausgelatscht und mussten verdübelt werden.
Body
Die Schrauben für die Federklammer waren deutlich zu lang und ragten in's E-Fach. Es war mal ein Tremolo mit anderem Schraubenabstand verbaut worden. Hier mussten Bohrungen verdübelt und neu gebohrt werden. Die 2 linken Schraubenlöcher passten noch. Die anderen nicht mehr. 2 Bohrungen waren sogar aus der Flucht. Die Öffnung für den Tremoloblock war links zur rund. Das eckte der Block des ABM an. Logisch. Der ist größer als ein Zinkdruckgussblock und mag keine Enge.
Elektrik
Die war bis auf die herrlichen David Barfuss Pickups fertig. Korrodierte Lötstellen, angeschmorte Kabel, nicht (oder kaum) vorhandene Abschirmung. Im Pickguard saßen ursprünglich mal Potis mit dünnem Schaft. Die Bohrungen waren aufgeweitet (nicht aufgebohrt) worden. Die Pickupschrauben waren ein Sammelsurium aus Senkkopf und Rundkopf. Also alles wie üblich bei älteren Gitarren.
Hals
Die Bohrungen für die Befestigungsschrauben waren schon mehrfach mit nicht passenden Dübeln (zu klein) und jede Menge Leim oder Kleber (zur Kompensation der nicht passenden Dübel?) verdübelt worden. 2 Bohrungen schienen noch ok - 2 waren einfach nur fertig. Nach dem Rauspulen von Holz und Leimstückchen war klar - 1 x 7,5mm Dübel und 1 x 10mm. So einen großen Dübel habe ich noch nie gebraucht. Die anscheinend intakten Bohrungen wurden erstmal so gelassen. Passen (und halten) sie, macht es das Ausrichtes des Halses einfacher. Passen oder halten sie nicht, kommen sie später dran.
Ein neuer Sattel aus Knochen wurde eingesetzt. Das übliche. Nut reinigen, Knochen sägen, schleifen feilen und polieren. Nichts aufregendes (dachte ich). War auch nicht aufregend, sondern nervig. Der erste Sattel war nix. Bein Einpassen des Halses stellte ich fest, dass die Seitenabstände zur Griffbrettkante nicht gleichmäßig waren. Knapp 1mm vertan. Nicht viel, aber man sieht es und mich nervt sowas. Also 2. Versuch. Fast fertig rutsche ich ab und der war hin. Also 3. Sattel. Der war dann super.
Die Bundenden standen leicht über. Die wurden beigefeilt, geschliffen und poliert. Jetzt läufts. Die Bünde wurden neu poliert und das Griffbrett gereinigt und geölt.
Leider passten die verbliebenen beiden Bohrungen im Halsfuss nicht. Also noch mal gedübelt. Dann neu gebohrt und das war's. Ich senke die Bohrungen immer etwas an. Zum einen gehen die Schrauben besser rein und zum anderen hat das durch die Schraube verdrängt Holz etwas Platz. Macht man das nicht, gibt es einen kleine Kragen um die Bohrung und der Hals liegt nicht 100% plan auf. Vielleicht übertrieben, aber sicher ist sicher.
Body
Zuerstmal wurden die Absplitterungen von den zu langen Schrauben im E-Fach geleimt. Anschliessend ging es and die Bohrungen des Tremolos. Die eingesetzten Dübelreste (erfreulicherweise nicht geleimt) der korrekten Bohrungen wurden vorsichtig rausgefummelt. 2 Bohrungen mussten gedübelt und neu gebohrt werden. Die falschen Bohrungen wurden verdübelt.
Die Öffnung für den Tremblock wurde vorsichtig mit dem Dremel angepasst.
E-Fach und Buchsenfräsung wurden mit Rockinger Ground control abgeschirmt.
Das Tremolo liess sich problemlos mit den neuen (und alten) Bohrungen einbauen. Einziges Problem - der japanische Body ist dünner als "normal" - die Schrauben also zu lang. Um einen optimalen Sitz der Schrauben zu gewährleisten wurde bis zum Federfach durchgebohrt und dann der Überstand gekürzt. Aufgrund des dünneren Bodies stand das Tremolo beim Federfach etwas raus. Dafür kann man bei ABM einen Customblock bestellen. 90.- € netto, 12-14 Wochen Lieferzeit. Einfach kürzen geht nicht, da auf der Unterseite die Bohrungen für die Federn schräg eingebohrt sind (neu bohren geht nur mit Vorrichtung) und von der Oberseite nicht genug Material an der Seite für den Tremolohebel stehen bleiben würde. Der Block ist nämlcihe unterhalb der Bohrung für den Hebel schmaler. Mist.
Elektrik
Als erstes wurden Schilder von David Barfuss auf den Pickups mit Scotch Klebefilm wieder befestigt und dann das ganze auseinandergebaut. Die beschädigte Abschirmung wurde entfernt und das Ganze neu abgeschirmt.
Beim Mittelpickup war das gelbe Kabel (hot) beschädigt. Leicht gekürzt und neu eingelötet. Masse war in der Mitte ebenfalls beschädigt (Lötkolben - deshalb verwende ich am liebsten Kabel mit Silikonmantel. Hitzefest.) und falsch rum angelötet. Das muss durch die Grundplatte. Sonst kann es bei Zug (z.B. Reparatur an der Gitarre) passieren, dass es abreisst und im schlimmsten Fall den Draht der Wicklung beschädigt. Es wurde ersetzt.
Die Bohrungen für die Schrauben der Pickups und des Schalters waren zu klein. Die Schauben "schnitten" im Pickguard. Die müssen aber freigängig sein. Aufgebohrt. Die Federn wurden ersetzt. 4 waren gekürzt. Dadurch war ein Ende offen, Feder hätte sich von der Schraube wickeln und verkanten können (habe ich schon mehrfach gehabt). Das Schraubensammelsurium wurde durch neue ersetzt.
Die komplette Elektrik wurde neu aufgebaut. Der Schalter war in die Jahre gekommen, ein Poti lief rauh und bei einem war die Achse nach unten abgetaucht. Also erneuern.
Auf Kundenwusch erfolgt die Tonregelung jetzt für Hals und Bridge (wieso hat eine Strat eigentlich nur 2 Regler?).