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BaldMan's Mojo

Fender Mexico Tele

Lt. Seriennummer war die Tele von 2003/2004. Das Problem war, daß sie schepperte. Außerdem sollte sie etwas heißere Pickups bekommen.

Bestandsaufnahme

Wie gesagt - sie schepperte.

Schepperproblem 1 - der Sattel

Die Saitenkerben der G- und b-Saite bröckelten an der Kante. Die tiefe E-Saite und die G-Saite schepperten am 1. Bund. Die b-Saite sirrte leicht am 1.Bund. Aber das lag nicht an der Saitenhöhe, sondern am defekten Sattel. Witzigerweise war die A-Saite ruhig.

Die Saitenhöhe am 1. Bund zum Vergleich. Meine "Bibel" ist immer Dan Erlewine's Guitar Player Repair Guide:

Saite Fender (Default) Gemessen Dan Abweichung
(Default/Dan)
e 0.020" 0.010" 0.010" 0.010"(0,25mm)/0"(0mm)
b 0.020" 0.010" 0.010" 0.010"(0,25mm)/0"(0mm)
G 0.020" 0.008" 0.012" 0.012"(0,3mm)/0.004"(0,1mm)
D 0.020" 0.010" 0.014" 0.010"(0,25mm)/0.004"(0,1mm)
A 0.020" 0.008" 0.016" 0.012"(0,3mm)/0.008"(0,2mm)
E 0.020" 0.012" 0.018" 0.008"(0,2mm)/0.006"(0,15mm)

0.010" entspricht 0,25mm. Das sieht nicht nach viel aus, reicht aber zum Scheppern.

Schepperproblem 2 - die Bünde

Bis zum 12. Bund wiesen die Bünde mehr oder minder starke Spielspuren auf. In den unteren Lagen waren ausgeprägt Flachstellen- Bei der b-Saite 1. Bund war es sogar mehr eine Kerbe. Die Saite hakte etwas beim Versuch eine Bendings. Der von Fender verbaute Bunddraht 6105 (.094" X .054") ist aber nicht 0.054" hoch, wie man denken könnte, da nach dem Bundieren noch abgerichtet wird. Insofern war eine Höhe von durchschnittlich 0.045"  noch voll ok (0,2mm Differenz). Also konnten die Bünde noch abgerichtet werden.

Ausserdem waren die Bundkanten teilweise scharfkantig. Logisch - Holz schrumpft und Metall nicht.

Weitere "Problemchen"

Beim Umdrehen des Halses fiel eine Buchse der Mechaniken raus. Bohrung zu groß. Eigentlich halten die durch Pressung. Bei der Demontage des Halses trat (mal wieder) ein Stück Schmirgelleinen als Shim zu Tage. Absolut ungeeignet. Das ist eine Schleifmaterial. Das kann den Halsfuss oder den Body beschädigen.

Die Gurtpins waren locker. Dadurch können die Befestigungsschrauben ausreißen.

Und das Pickguard hatte 'ne Beule. Ursache waren herausstehene Schrauben des Halspickups. Da hatte wer versucht, eine Höheneinstellung zu basteln. Im fenderianischen Normallfall ist der Halspickup entweder mit kurzen Schrauben am Korpus fest angeschraubt (gaaaanz klassisch, aber Mist. Deshalb hat man es später geändert) oder wie bei einer Strat hat das Pickguard 2 Bohrungen und die übliche Mimik aus Feder und Schraube. Erfreulicherweise war das Pickguard nach Ausbau noch gerade.

Hals und Sattel

 
Die rausfallene Buchse der Mechanik wurd mit 2 Tropfen Sekundenkleber fixiert.
 
Der Sattel ging gut raus. Allerdings war an den Seiten und auf dem Griffbrett etwas elastischer Kleber. Der hat da mit Sicherheit nichts verloren. Er wurde mit der Rasierklinge (genauer die Version vom Glasschaber - die hat nämlich auf einer Seite eine Schutzkante) entfernt.Leider hatte der Kleben den Lack kopfseitig beschädigt. Also angeschliffen und nachlackiert.
 
Das Griffbrett wurde zunächst mit der Rasierklinge als Ziehklinge vom Dreck befreit. Das hat den Vorteil, daß man auch in die Ecke zwischen Bund und Griffbrett kommt (anders als mit Stahlwolle). Ein weiterer Vorteil ist, dass man gleich die Inlays mit angleichen kann. Das Griffbrett schrumpft, die Inlays nicht. Also stehen sie etwas raus. Nach dem Abziehen sind sie wieder plan.
 
Danach einmal mit Waschbenzin, dann mit Stahlwolle 0000 und anschliessend mit meine Lieblingspolitur das Griffbrett eingeölt.
 
Man sollte nie Reinigungsflüssigkeiten verwenden. Die lösen den Dreck an und was nicht im Lappen landet, landet im Holz (und unter den Bünden).
 
Die Spielspuren der Bünde wurden beigefeilt. Die Macken sehen oft schlimmer aus, als sie sind. Sieht aus wie ein Krater und es sind dann nur hundertstel Millimeter. Reicht aber für einen unsauberen Ton. Anschliessend wurden noch Hochständer der Bünde angepasst. Damit sollte das Scheppern Geschichte sein. Man muss nicht immer komplett abrichten. Meist reicht eine punktuelle Korrektur. Und warum was wegschleifen, was gar nicht weg muss?
 
Der Sattel war hier schon etliche Male beschrieben. Knochen sägen, eine Seite plan schleifen, für den Dickenschleifer (Luthiers Friend) auf einen Holzklotz zur Führung kleben, auf Dicke schleifen, auf Länge schleifen, vorläufige Höhe schleifen, Saitenschlitze feilen, in Form bringen und polieren. Routine.
 
 

Body und Elektrik

In der Halstasche war eine Lacknase. Evtl. war das ja der Grund für das Schmirgelleinen. Durch die Nase hätte der Hals sonst schräg gestanden wie bei einer LesPaul. Die Lacknase wurde entfernt.
 
Die Elektrik war eher gruselig. Schlecht gelötet, der Schalter regelrecht "verbrutzelt" und ein Kontakt mit Lötzinn repariert. Der Schalter wurde getauscht und bis auf die Kabel zur Buchse komplett neu verkabelt. Silikonummanteltest Kabel AWG 22. Die Potis erhielten eine zusätzliche Masseverbindung. Das geht zwar auch über die Grundplatte der Elektrik, aber sowie sich ein Poti löst (sowas kennt ja keiner wink) ist eine solide Masseverbindung nicht mehr gewährleistet und es wird eklig.
 
Für den Halspickup wurden 2 Bohrungen im Pickguard gesetzt und der Pickup wie gewohnt mit Federn montiert.
 
Jetzt wurde es eklig. Beim Zusammenbau stellte sich heraus, daß das Pickguard 5mm hoch stand. Grund war die  Tiefe der Pickupfräsung. Fast alle Halspickups für die Tele haben einen Barrenmagneten. Dieser hier hatte Einzelmagneten und ist dadurch ca. 5mm flacher als normale Pickups. Und die Mexikaner hatten die Fräsung nur so tief ausgeführt, wie für den vebauten Pickup notwendig. Also wieder abgelötet, ausgebaut, Tiefe nachgefräst und wieder zusammengebaut. Jetzt passte alles. Hasl wieder dran und das sah schon wieder wie eine Gitarre aus.
 
Als Pickups kamen an der Brücke ein Warman Mississippi Steamer und am Hals ein Warman Southern Belle zum Einsatz.
 
 

Setup

Die Halskrümmung war schon perfekt. Also Saiten drauf und eingestellt (Saitenhöhe, Oktavreinheit, Pickuphöhe). Das Scheppern war wie erwartet weg.
 
 
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